Im Sommer, wenn das Wetter schön ist – vor allem an einem Sonntag oder Feiertag – kann man im Verhalten der Menschen kleine, aber feine Unterschiede zwischen Ost- und Westeuropa erkennen.
Hier wie dort fahren manche über’s Wochenende weg, auf’s Land, auf eine “Hütte”, auf einen Kurzurlaub. Die Stadt scheint manchmal, selbst an einem sonnigen, warmen Tag, wie ausgestorben. Niemand auf der Straße oder im Park, wo sich an anderen Tagen Menschenmengen mit Eistüten in der Hand tummeln. Aber an diesen Tagen am Wochenende, vor allen, wenn es wie jetzt ein “Verlängertes” war, plötzlich Wüste. Im Park keine spielenden Kinder, keine Menschen, die Frisbees und Bälle werfen, für Hunde. Doch dann, Abends, und in manchen Vierteln, doch: die Daheimgebliebenen oder schon zurück gekehrten. Die älteren Semester, vielleicht sogar. Sie sitzen in den kleinen Parks und Grünzonen zwischen den kommunistischen Wohnblöcken und tun nichts anderes als reden, über andere “aushauen” vielleicht. Tratschen also. So weit, so normal. Doch dann…
Es gibt ein belustigendes Phänomen: Leute, wieder vordergründig eher ältere Semenster, die vor und in ihren Garagen sitzen. Garagen sind nämlich hier nicht nur Garagen. Vor allem sind es einzelne niedrig gebaute kleine Einheiten für jeweils ein PKW, die jede ihre eigenen Tore hat – wo man alle möglichen und unmöglichen Dinge aufbewahrt. Oft mehr eine Art Schuppen, als eine Garage – manch einer hat gar kein Auto, eine Garage aber doch. Man(n) – denn es sind hauptsächlich Männer – öffnet im Sommer das Tor und sitzt zusammen bei einen Campingtisch und spielt Schach, oder Dame oder Karten, trinkt Bier, hat vielleicht einen Radio oder eine Box laufen, die in erster Linie “Manele” spielt – die sehr populären rumänischen Lieder mit starkem türkischen Einschlag in Melodie und Rhythmus. Lieder über verlorene Liebschaften, gebrochene Herzen und die Schönheit der Frauen.
Das ist die Landschaft, in der man in kleinen Städten in Rumänien an einem freien Tag spaziert. Eine besondere Atmosphäre der Entspanntheit breitet sich aus. Heute war es auch noch sehr warm, Windstille. Der Verkehr auch noch viel ruhiger aufgrund des Feiertags und verlängerten Wochenendes. Es ist eine ganz eigenen Atmosphäre, die ich sehr mag. Manchmal denke ich mir zum Spaß, das wäre die Atmosphäre ohne Kapitalismus. Aber wer weiß?…
Sehr interessant, das mit den Garagenvorplätzen, als wäre es noch ein erweiterter Besitz! Haben die Wohnungen, in denen diese Leute leben auch einen Balkon? Und wenn ja, ist er ihnen zu klein? Oder suchen sie den Platz im Öffentlichen Raum? Vielleicht “flüchten” sie auch vor anderen Familienmitgliedern!
Es haben fast alle Wohnungen einen Balkon, aber sehr sehr viele, sicherlich über 50% haben ihren Balkon “geschlossen”, also umbaut und zu einem Innenraum transformiert. Ich habe darüber auf meiner Homepage geschrieben – da es sehr Architektur-bezogen ist, aber vielleicht sollte ich es auch hier veröffentlichen. Ich glaube die Leute ziehen es generell vor, wirklich “vor die Tür” zu gehen, statt am Balkon zu sitzen. Man sieht nicht oft Leute am Balkon sitzen…
Zum erwähnten Beitrag:
https://nice-architecture.eu/de/Blogcontent/Balconul.html