Heute bin ich von Würzburg bis Miltenberg gefahren. Ein Ort, dessen Namen ich jedes Mal wieder nachschauen muss, weil ich ihn mir nicht merke. Wenn man jeden Tag durch so viel kleinere und größere Dörfer und Städte fährt, kann man mit den Namen schon einmal durcheinander kommen. Jeden Tag muss ich mir meine neue Route heraussuchen und die Orte dazwischen aufschreiben, damit ich weiß welchen Wegweisern ich folgen muss und damit ich mich auf der Karte schneller zurechtfinde. Und am nächsten Tag sind die meisten wieder in Vergessenheit geraten und neue Städte und Dörfer sind an der Reihe.
Zum ersten Mal seit meiner ersten Abreise bin ich heute wieder in Begleitung gefahren. In Würzburg war ein Frau, in ungefähr meinem Alter, beim gleichen Gastgeber (wie erwähnt, warmshowers.org) untergebracht. Sie ist aus Ungarn und ist von Budapest bis hierher gefahren. Doch nicht nur war sie in der gleichen Unterkunft, sie hat auch den gleichen Weg wie ich. Sie will nach Brüssel, ihren Freund besuchen und absolviert gleichzeitig ein Training für den Iron Man. Sie ist mit einem Rennrad unterwegs, doch nach 8 Tagen Fahrt, wo sie jeweils 100 bis 150 km täglich zurückgelegt hat, war sie doch schon ziemlich erschöpft und hat gemeint, sie fährt gerne mit mir etwas langsamer mit, beziehungsweise sie würde inzwischen sowieso langsamer fahren weil ihre Muskeln schmerzten.
Wenn man zusammen fährt, redet man manchmal viel; wir fuhren, den Deutschen zum trotz, immer wieder nebeneinander. Manche Deutsche scheinen sich oft und gerne darüber aufzuregen, doch der Radweg ist 90% der der Zeit frei und wir machen gerne Platz, wenn jemand entgegenkommt oder überholen will. Und so schwanden die Kilometer dahin. Ich bin heute 84 km gefahren und Dora ist weiter gefahren. Sie übernachtet in einem anderen Ort, wo sie sich zuvor ein Hotel gebucht hat, ca. 20 km weiter. Morgen werden wir uns vielleicht in Frankfurt wiedersehen. Doch wahrscheinlich werden wir getrennt weiter fahren, da sie ihre Übernachtungen in 100 km Abständen geplant hat.
Die Gegend am Main ist, wie erwartet, wirklich schön. Links und rechts des Flusses erheben sich hohe Hügel, meistens bewaldet, manchmal kleine Ortschaften und neben dem Wasser weitet sich die Landschaft oft zu kleinen Ebenen, Wiesen, auf denen Pferde grasen, oder wie so oft, Weizen oder Gerste angebaut wird. Die Steigungen haben wir, seitdem wir am Main angekommen sind, hinter uns gelassen und können uns meist fast ebener Strecke an den Aussichten erfreuen.
Endlich konnte ich heute meine Campingausrüstung wieder auspacken. Seit Tagen schleppe ich das Zeug völlig nutzlos herum – ich bin heute richtig froh Zelt, Matte und Schlafsack wieder in Einsatz zu bringen. Auch den Kocher werde ich morgen früh anwerfen um mir ein Müsli kurz aufzukochen und mir dadurch ein ordentliches Frühstück zuzubereiten. Dann komme ich mir mit meinen 40 kg Gepäck nicht mehr gar so lächerlich vor – hat ja alles seinen Zweck. Ohnehin ziehen die meisten ein komisches Gesicht, wenn sie all meine Taschen sehen, doch immer noch weiß ich nicht worauf ich verzichten sollte, außer wenn ich ganz aus Campen verzichte.
Da ich heute nur Internet übers Handy-Roaming habe, muss ich wohl die Fotos ein anderes Mal hochladen. Ich hoffe jedoch meine Worte haben auch so ein paar schöne Bilder in euren Köpfen erzeugt.
Bis bald!
Update (1.8.2016): Ein paar Fotos von meiner Reise entlang des Mains, von Wertheim nach Frankfurt.