Mainz – wieder was gelernt

Nachdem ich heute aufgestanden bin und hinausgesehen habe, war ich komplett unmotiviert. Am liebsten wäre ich im Bett geblieben – Regenwetter, schon wieder. „Da mag ich mir nicht einmal die Stadt anschauen“, dachte ich mir. Doch nach dem Frühstück ging es schon besser. Zwar war der Himmel immer noch bewölkt und es nieselte, doch ich schaffte es meine Stimmung zu heben nachdem ich meine weiter Route genauer plante und meinen nächsten workaway-Aufenthalt. Dass ich noch einen Tag in Mainz bleiben würde, hatte ich schon nach dem ersten Blick aus dem Fenster beschlossen. Die Angst noch einmal durchnässt zu werden war einfach zu groß.

Um ca. 11 Uhr regnete es auch nicht mehr und ich beschloss, es doch noch in die Innenstadt zu wagen. Zum Glück! Nach kurzer Bummeltour (die Fußgängerzone ist voller Geschäfte) erreichte ich den Dom, beschloss um ihn herumzugehen und stand plötzlich vor dem Gutenberg-Museum. Ich kaufte mir ein Ticket:

Erstens, ich wusste gar nicht dass Gutenberg gebürtiger Mainzer war. Der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (in Europa) hat eigentlich nicht nur den Buchdruck revolutioniert, sondern damit gleichzeitig die Informationsverbreitung potenziert und damit eine neue Ära eingeläutet. Er lebte bis 1468 (das habe ich mir gemerkt) und in den folgenden 50 Jahren lebten die berühmtesten Genies unserer Geschichte, von Columbus über Michelangelo zu Leonardo da Vici. Die Verbreitung von altem  und altem Wissen, dass bis dato in Klöstern verborgen vor sich hin staubte gelang mit dem Buchdruck und damit mit der Fertigung von Büchern als Massenware, was unglaublich viel Information unter die Leute brachte: über Anatomie, Pflanzenkunde, Tierkunde, Navigation, Geografie, Astronomie und sogar Astrologie (damals sehr beliebt) – man hatte plötzlich auch als Normalsterblicher Zugang zu Wissen.

Zweitens, war ich überwältigt – wie so oft, wenn ich Museen besuche – vor der schieren Vielfalt, Masse und Fertigungskunst von Produkten damaliger Zeit, vor dieser Anhäufung an Wissen und Know-How, vor dem unglaublichen Fortschritt den wir z.B. bis ins Mittelalter aber auch danach (sowieso!) gemacht haben. Welche Fertigkeiten die Menschen damals schon entwickelt hatten. Welche Passion hinter den Dingen, z.B. hinter den Büchern steckte.

Ich ging zum Schluss noch in die Abteilung der Bücher und Schriften aus Asien, wo der Buchdruck eigentlich schon früher erfunden wurde, aber nicht zu solch hoher Präzision und maschineller Herstellung von Druck-Lettern und Pressen entwickelt wurde. (Einer der wichtigsten Erfindungen Gutenbergs war, dass er neue Druck-Lettern in kürzester Zeit aus einer Bleilegierung gießen konnte. Dafür hatte er eine leicht zerlegbare Gießform entwickelt und somit konnte er zusätzliche Druck-Lettern rapide herstellen.) Auch da war ich natürlich überaus fasziniert. Es gibt so viel zu lernen, so viel Wissen ist da draußen…

Nach einer Film-Vorführung, einer Führung durchs Museum und nachdem ich selbst noch den Großteil der Ausstellung besichtigt hatte, waren ca. drei Stunden vergangen und mein Kopf war übervoll. Doch mein Bauch war leer. Ich ging noch essen und schlenderte danach durch die Stadt und zurück ins Hotel.

Main ist teilweise schön, als Stadt, doch der Großteil der Innenstadt besteht aus Geschäften. Da sehr sehr viel im 2. Weltkrieg zerstört wurde, gibt es nur noch wenige Altbauten. Die meisten Gebäude sind unauffällig und unprätentiös. Die Reklametafeln stechen umso mehr ins Auge. Eine endlose Ansammlung der üblichen (Mode)ketten – Zara, H&M, C&A, Vero Moda,… langweilig. Es gibt aber auch einige lokale Boutiquen, die mich zum Teil angesprochen hätten. Aber shoppen kann ich im Moment sowieso nicht…

Morgen geht es endlich weiter auf der Tour, in Richtung Bonn, dort fahre ich dann weiter Richtung Aachen. Ich will bei Aachen über die Grenze und über Maastricht nach Belgien hinüber. Ich werde Belgien auf der Flandern-Seite durchqueren und, wenn alles passt, sollte das in einer Woche geschehen sein. Mehr davon, bald.

2 Kommentare bei „Mainz – wieder was gelernt“

  1. Bei meinen jährlichen Besuchen meiner Tante in Mainz-Hechtsheim war neben der mir vertrauten Innenstadt das eigentliche Highlight immer der Besuch am Flughafen Frankfurt, um die Flieger starten und landen zu sehen. Flugreisen waren für mich als Kind ein Exotikum bzw. reisten wir zu Tante Maria immer 8 Stunden mit dem Auto an. Die tief die Autobahn überfliegenden Vögel waren und sind für mich bis heute ein Faszinosum.

    1. Schön gesagt! Ja, in Frankfurt kann man in der Tat viele Flugzeuge beobachten… LG!

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