Was macht man mit einem 900 kg belgischem Kaltblut?

Seit gestern bin ich hier in Bayern auf einem „Bauern“-Hof, der jedoch nicht wirklich das ist, was man sich bei uns unter einem Bauernhof vorstellt. Die Betreiber erzeugen nämlich alles, was sie erzeugen, hauptsächlich für sich selbst. Außerdem arbeiten sie ohne Traktoren, ja sie benutzen eigentlich seit einigen Jahren nicht einmal mehr ein Auto. Obwohl sie eins hätten. Dafür arbeiten sie mit Pferden und haben unzählige Fahrräder in allen Versionen.

Sie haben einen riesigen Gemüsegarten, insgesamt 4ha Land. Der Eigentümer ist ein richtiger Bastler und Erfinder. Er hat eine riesige Werkstatt, wo er alles was man sich nur vorstellen kann für die Holz und Metallverarbeitung besitzt. Er hat zahlreiche Geräte selbst hergestellt oder ausgebaut.

Doch was machen wir den ganzen Tag? Den heutigen Tag habe ich hauptsächlich im Gemüsegarten verbracht, gegossen, Unkraut gejätet und mit Pferdemist gedüngt – nicht alleine, natürlich. Doch ich habe auch wieder, wie gestern, beim Heu einfahren geholfen und beim Versorgen der Pferde assistiert. Ich bin ja ein richtiger Tiernarr und liebe es Zeit mit allen möglichen Tieren zu verbringen. Mit Pferden bin ich kein Spezialist, doch ich interessiere mich sehr für sie.

Es gibt vier Pferde, wobei eines ein richtiges Arbeitspferd ist: ein belgischen Kaltblut, wie mir gesagt wurde. Zwei sind Ponnys, doch können auch ganz schön mit anpacken. Sie werden zum Beispiel zum Heuwagen ziehen eingesetzt, oder auch zum Jäten mit dem Pflug (das weiß ich jedoch nur aus Erzählungen). Das Kaltblut zieht alles, was schwer ist und macht wohl die meiste Arbeit. Mähen, volle Wassertanks ziehen, das waren heute ihre Aufgaben (die Stute heißt Venus).

Das Schöne hier ist, dass man den ganzen Tag draußen ist. Das Wetter war herrlich – nicht zu heiß und nicht zu kalt. Und statt, wie normalerweise in einem Büro zu sitzen und am Computer zu arbeiten, habe ich mir die Finger schmutzig gemacht. So schmutzig, dass ich den Dreck unter meinen Fingernägeln fast nicht mehr herausbringe. Ich habe nach Pferdemist gestunken und bin am Abend in einem kleinen Weiher schwimmen gegangen. Ich habe mit den Pferden gearbeitet und drei Kinder von 4 bis 12 Jahren beaufsichtigt (sie haben mir beim Heu einfahren „geholfen“).

Das Leben plätschert hier so dahin. Es gibt immer genug zu tun, doch so richtig stressig ist es nicht. Nach dem Mittagessen habe ich ein Nickerchen gehalten und ein paar Yoga-Übungen eingelegt, um meine müden Knochen (eher Muskeln) zu strecken. Dann, nach einem Kaffee (den sie extra noch für mich gekauft haben weil hier sonst niemand Kaffee trinkt), war ich wieder fit und bin wieder in de Garten gegangen.

Die Tage sind lang und gleichzeitig kurz. Ich habe heute so viel gemacht, wie sonst in einer ganzen Woche (im Freien) und trotzdem ist es so schnell vergangen. Ich bin gerne hier. Jetzt werde ich noch den Schlaf der Gerechten schlafen und morgen lass ich mich von der Sonne wecken!

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